Ahnenforschung und Mormonen sind zwei Dinge, die sich für den Normalbürger nicht so einfach verbinden lassen.

Beginnen wir mit dem zweiten Teil des Paares: Die Mormonen oder Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage sind eine religiöse Gemeinschaft, die sich selbst als eine bzw. als "die endgültige" Weiterentwicklung des christlichen Glaubens ansieht. Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah ist das Zentrum.

Ahnenforschung
Namensforschung

Einer der bekanntesten Mormonen dürfte zur Zeit der Republikaner und Obama-Herausforderer Mitt Romney sein.

Es gibt eine Besonderheit des mormonischen Glaubenssystems, die die Kombination Ahnenforschung und Mormonen plausibel macht. Ebenso wie es einem frommen Katholiken möglich ist, seinen Vorfahren den Aufenthalt im Fegefeuer durch Gebet und fromme Leistungen zu verkürzen, können Mormonen ihre seit langem verblichenen Vorfahren stellvertretend taufen und in die Mormonengemeinde aufnehmen. Die Hochschätzung der Familie, die für die Mormonen charakteristisch ist, macht eben auch vor der Vergangenheit nicht Halt. Allerdings müssen sie diese Vorfahren erst einmal kennen.

So kommt es, dass die Kirche der Mormonen das größte Ahnenforschungs- und Genealogie-Archiv der Welt betreibt. Die Zahl der erfassten Daten geht in die Milliarden. Beim derzeitigen Stand der Dinge ist über das Internet der Zugriff auf mehr als 400 Millionen Namen möglich.

Naturgemäß liegt der Schwerpunkt des Archivs in den USA. Allerdings findet eine ständige Erweiterung des Datenbestandes statt, die Ahnenforscher und Missionare der Mormonen erfassen beispielsweise auch die Passagierlisten der Einwandererschiffe. Ebenso finden sich dort Inhalte von Kirchenbüchern aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten vom Beginn des 19. Jahrhunderts.

Bei der Ahnenforschung Mormonen als Helfer einzustellen, mag also zuerst einmal abwegig erscheinen, entpuppt sich aber als ein guter Ansatz, zumal man sich dort auch einen Leitfaden für das richtige Vorgehen bei der Suche nach den eigenen Ahnen besorgen kann. Die Dienstleistungen sind gratis, etwas Geduld angesichts strapazierter Server und Leitungen ist allerdings angebracht.

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage betreibt darüber hinaus auch Familienforschungs-Stellen, die jedem offen stehen. Eine Liste findet sich im Internet.

Jenseits sämtlicher religiöser oder weltanschaulicher Differenzen gibt es sicherlich eine Schnittmenge, selbst zwischen einem frommen Mormonen und dem atheistischsten aller Ahnenforscher: Das Bewusstsein, dass wir als Individuen immer doch nur Teile einer Familie sind, deren Geschichte sich durch die Jahrhunderte zieht.

 

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