Ahnenforschung hat heute den Status eines Steckenpferds und einer Freizeitbeschäftigung.
Einer allerdings zuweilen durchaus zeitraubenden Freizeitbeschäftigung,...
... was einerseits an der Faszination der detektivischen Spurensuche liegt, auf der anderen Seite aber auch an den Schwierigkeiten, die die Suche nach den eigenen Vorfahren bietet.
Wer nicht unbedingt Sproß eines Adelsgeschlechts ist oder Nachfahre eines stolzen Bauerngeschlechts, das seit Jahrhunderten seinen Hof im Münsterland, Norddeutschland oder dem Alpenland bewirtschaftet, wird mit einigen Besonderheiten europäischer und speziell deutscher Geschichte konfrontiert werden, die die Ahnenforschung zwar interessanter, aber sicherlich nicht einfacher machen.
Die Ereignisse des letzten und des vorletzten Jahrhunderts mit wirtschaftlich und politisch bedingten Völkerwanderungen, Vertreibungen und Zerstörungen haben dazu geführt, dass in vielen Familien ein altes Fotoalbum und einige Dokumente die einzigen Erinnerungen an die Familiengeschichte sind.
Wer dann noch mit dem Familiennamen Müller, Meier, Lehmann oder Schmidt gesegnet ist, wird mit dem zusätzlichen Problem konfrontiert, dass die Namensforschung wenig aussagekräftige Ergebnisse bringen wird.
In diesem Fall gibt es nur zwei Möglichkeiten: Sich darüber freuen, dass man seine Eltern und Großeltern kennt und diese Tatsache als ausreichend ansehen. Oder Ehrgeiz entwickeln.
Im zweiten Fall sind Angebote im Internet hilfreich, aber weder Universalwerkzeuge noch Träger von Erfolgsgarantien. Ein bisschen Eigenarbeit muss schon sein. Was nur gerecht ist, denn ohne die Aktivitäten der Ahnen hätten wir ja gar nicht die Gelegenheit, nach ihnen zu forschen.
Ahnenforschung sollte daher nicht mit der Eingabe des eigenen Namens in dem Formular einer entsprechenden Seite verwechselt werden. Erfolg ist möglich, zumal für Träger eines eher seltenen Familiennamens. Und wenn es tatsächlich andere Träger dieses Namens gibt, die sich ebenfalls in der Ahnenforschung engagieren und schon Vorarbeit geleistet haben - um so besser.
In vielen Fällen ist der Weg länger und steiniger. Und faszinierender. Er beginnt vielleicht mit einer alten, schon vergilbten Fotografie, die unbekannte Gesichter zeigt. Aber in deren Hintergrund ein Ladenschild, ein Straßenname oder ein charakteristischer Kirchturm aufragt.
Und so beginnt die Suche nach dieser Kirche, die vielleicht schon längst zerstört ist und in einer Ortschaft lag, die nicht mehr existiert oder unter einem gänzlich anderen Namen auf der Landkarte zu finden ist.
Stammbäume und Eichen teilen daher zwei Eigenschaften: Sie wachsen langsam, aber sie machen was her.